Geschichte

Bözingen „einst und jetzt“

Aus der Bözinger-Dorfgeschichte

Es wäre vermessen, behaupten zu wollen, dass unsere Gegend in der Steinzeit besiedelt war. Man darf aber annehmen, dass sich Menschen in dieser lebensfreundlichen Lage mit Wald, Quellen, Fluss und Jagdmöglichkeit bewegten. (Pfahlbauer am Bielersee) Die Römer hinterliessen konkretere Spuren. So stand, durch Kleinfunde bestätigt, an der heutigen Solothurnstrasse, ein Vicus (Gutshof). Von geschichtlicher Bedeutung war die römische Heerstrasse, die von Aventicum über Petinesca und dann - nach heutiger Bezeichnung - über die Rochette und Römerweg in den Jura führte. (Petra Petrusa, Augusta Raurica)

Im Jahre 1181 wurde der Name „Bezingen“ erstmals schriftlich erwähnt. In einer Urkunde von Papst Lucien III wurde das Dorf der Abtei Bellelay zugesprochen. Mit dem Hochmittelalter kam die Zeit als man die Wasserkraft der Schüss zu nutzen begann. Es entstanden im Laufe der Jahrhunderte: Getreidemühlen, Oelmühlen, Sägemühlen, Drahtwerke und in neuerer Zeit Elektrizitätswerke. Das „Bözinger Wärchli“ im Taubenloch, erbaut 1883, war lange der Stolz der Bözinger. Ausschlaggebend für die rasante Entwicklung des Dorfes waren die beiden Schlüsselindustrien der Drahtwerke und der Holzindustrie Renfer. Weiter etablierten sich bald Gewerbebetriebe, Familienfirmen der Uhrenindustrie und zahlreiche Detailhandelsgeschäfte. Sie verdrängten nach und nach die Urproduktion aus Feld, Wald und Reben.

Einschneidende Ereignisse waren die Dorfbrände, insbesondere derjenige von 1874. Im Oberdorf brannten über dreissig Häuser und machten 82 Familien obdachlos. Wenn die Bözinger mit den Ideen der Französischen Revolution den vermeintlichen Ausbruch einer besseren Zeit mit einem Maibaum auf der Schüssbrücke feierten, wurden sie schnell eines Besseren belehrt. Nach dem Franzosen-Einfall am 10. Februar 1798 stahlen die Besatzer das Burgervermögen und requirierten bei der Bevölkerung Vieh und Lebensmittel für die Versorgung ihrer Truppen.

Am Wiener-Kongress 1815 kam auch Bözingen zur Sprache. Der Wunsch der Bieler einen eigenen Kanton zu bilden, endete damit, dass das Fürstbistum mit Biel und Bözingen zum Kanton Bern geschlagen wurden. Die Helvetik brach die Vorherrschaft der Burgergemeinden. Mit den Ausscheidungsverträgen teilte man die Kommune in Einwohnergemeinde und Burgergemeinde.

Verschiedentlich im Laufe der Geschichte wollte Bözingen von Biel loskommen, was erst 1823 gelang. Die Freude über eine eigenständige Gemeinde dauerte 94 Jahre, denn 1917 wurde Bözingen nach Biel eingemeindet. Doch der legendäre „Bözinger-Geist“ ist bis heute erhalten geblieben.

Das Eisenbahnzeitalter, Mitte 19. Jahrhundert, ging buchstäblich an den Bözingern vorbei. Diese wehrten sich aus Angst vor Rauch, Russ und Lärm gegen das neumödische Zeugs. Im alten „Bezinger-Dytsch“ tönte das so: „D’Hiiser wärde schwarz u Chie veregge“. Das Resultat war, dass die Bahn über Mett gebaut wurde. Ein anderes Verkehrsmittel war aber in Bözingen hochwillkommen: 1877 fuhr das erste Rössli-Tram von Bözingen nach Nidau. 1902 wurde die Strecke elektrifiziert und 1948 umgestellt auf Trolleybusbetrieb.

Aus der Dorfschaft gingen immer wieder Namen hervor, die über den Dorfrand hinaus Bekanntheit erlangten. So Hermann Lienhard (1851 – 1905), Regierungsrat, Ständerat, Bundesgerichtspräsident. Elsi Wyssard, Trachtenmalerin (? 1863). Elise Ebersold, Schriftstellerin (? 1903). Bendicht Moning, Gründer der Glashütte Chaluet (1657), David Moning (1824 – 1896) Gründer der Uhrenfabrik Thomman in Waldenburg, später Ammann und Amtsrichter in Bözingen. Johannes Renfer, er entwickelte die Holzindustrie. Dr. Scharandi, die Familien Blösch, Schwab, Wildermeth und andere, brachten die Drahtwerke zur Blüte. Herrmann Flückiger war Divisionär und Botschafter in Moskau (1885 – 1960).

Die Bözinger Kirchengeschichte begann 1941 mit ersten Bestrebungen eine Kirchgemeinde zu bilden. 1949 erfolgte deren Gründung und 1966 die Einweihung der Zwinglikirche.

„Unter dem Fähnlein Biels“ nahmen die wehrfähigen Bözinger immer wieder an Kriegszügen teil. So zum Beispiel 1476 bei der Schlacht von Murten, 1499 beim Schwabenkrieg. Die Bözinger verdingten sich auch als Söldner, dies bis nach Indien.

Zwei Ereignisse des Zweiten Weltkrieges betrafen auch Bözingen. Auf dem Flugplatz im Bözingenmoos war zu Beginn des Krieges die Fliegerkompagnie 11 stationiert. Diese wurde am 8. Juni 1940 über der Ajoie in einen Luftkampf mit 28 deutschen Jagdfliegern verwickelt. Die dabei abgeschossenen feindlichen Flugzeuge führten in Berlin zu einem Wutausbruch Hitlers. Im gleichen Monat erfolgte die Internierung des 45. Französischen Armeecorps. 45'000 Mann mit 5'800 Pferden und 2'000 Motorfahrzeugen kamen grösstenteils durch das Taubenloch und wurden in einem Lager bei Büren an der Aare interniert.

Alle Institutionen und Personen, welche sich um das Wohl und die Zukunft des Dorfes (Bözinger sagen „Dorf“ und nicht „Quartier“) bemühen, wie Burgergemeinde, Quartierleist, Vereine verdienen Dank, Achtung und Unterstützung.

Bözingen, im März 2008 Peter Moning, a. Burgerpräsident